rahelhegnauer

Dripping water from the Ganges into the river Inn - India/Switzerland, 2011

*english*

(Wasser aus dem Ganges in den Inn tropfen)

Zentrum für zeitgenössische Kunst Nairs (ehemaliges Sanatorium, jetzt Artist-in-Residence, Scuol, Schweiz).

Als ich im letzten Mai aus Indien zurückkehrte, hatte ich 2 Liter Gangeswasser in meinem Hauptgepäck (mehr durfte man nicht mit ins Flugzeug nehmen).

Das Zentrum für zeitgenössische Kunst Nairs, in dem sich die artist-in-residency befindet, ist Teil eines ehemaligen Sanatoriums Tarasp aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es liegt direkt am Ufer des Inns. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses befindet sich die ehemalige Trinkhalle Tarasp, in der die Gäste früher (und auch heute noch) von drei verschiedenen Mineralquellen mit gesundheitsfördernden Mineralien tranken.
In Haridwar (einer der heiligsten Orte Indiens) nördlich von Delhi, wo ich das Wasser entnahm, nehmen täglich Tausende von Hindupilgern ein Bad im heiligen Fluss. Jeden Abend um 19 Uhr versammeln sich die Pilger und singen das Abendgebet (Aarti), um der Flussgöttin Ganga ihre Ehre zu erweisen. Dann werden kleine Boote aus blumengeschmückten Blättern, die mit einer Kerze beleuchtet sind, dem Fluss übergeben, begleitet von ihren Gebeten und Wünschen.

Ein religiöser Hindu sollte mindestens einmal in seinem Leben ein Bad im Wasser der Ganga nehmen, um sich von seinen Sünden reinzuwaschen. Für diejenigen, die die Reise nicht antreten können, werden Tausende von weißen Plastikflaschen in verschiedenen Größen verkauft, damit die Pilger das Wasser zu ihren Verwandten nach Hause bringen können.
Beide Orte, Haridwar und Nairs, ziehen die Menschen an, die hierherkommen, um Rituale durchzuführen - sei es aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen - um ein «besserer» Mensch zu werden.

Mit weniger als einem Tropfen pro Minute lasse ich das Gangeswasser in den Inn tropfen.

Kontext:
Das Projekt entstand im Zusammenhang mit meiner Reise zur Gangesquelle in Indien 2010/11 und meinem anschliessenden Aufenthalt als Artist-in-Residence im Zentrum für zeitgenössische Kunst NAIRS, Scuol, Graubünden im Sommer 2011.


Medien: Mundgeblasenes Glas, geschmiedetes Metallrohr, Holzbretter, Gangeswasser


Vielen Dank an:
Thomas Lampert (Eisenschmied, Guarda), René Burri (Glasfabrik Burri, Wila), Ralph Hauswirth (Bau des Stegs), Jenson Anto (der mich mit Haridwar bekanntgemacht hat) und Christof Roesch (Kurator des Zentrums für zeitgenössische Kunst/artist-in-residency NAIRS).